Schon aus ökologischer Sicht ist das Bauen mit Holz ein Gebot der Stunde. Darüberhinaus bietet Holz aber deutlich mehr. Holz ist elementar-modern. Es ist immer schon Teil unserer Lebenswelt – als Gewächs und als Baumaterial in bestehenden Gebäuden. Damit schafft es eine Brücke zwischen Natur und Technik. Es verbindet Vergangenheit und Zukunft – Bauen mit Holz gehört zu den ältesten Bautechniken und ist zugleich ein Hightec-Material. Holz ist vielfach sinnlich. Es zeigt sein Wachstum in den Jahresringen und der Maserung.- Zeit wird dadurch sichtbar und erfahrbar. Taktil sind die Oberflächen in Ihrer Haptik und Wärme. Damit werden unsichtbare Geschehen ästhetisch – in unserem Zusammenhang architektonisch. Holzkonstruktionen können die Tektonik des Gebäudes zeigen. Holz ist vielfältig nachhaltig. Nicht nur wegen der CO2 Einsparung sondern auch wegen der kurzen Transportwege wegen der einfachen Bearbeitungsmöglichkeiten dem wenigen (weiterverwertbaren) Abfall und einem kaum begrenzten Lebenszyklus durch Wiederverwendung. Holz (-Gebäude) sind gesund. Studien zeigen Stressreduktionen bei den Bewohnern geringere Belastungen des Kreislaufes und höheres Wohlbefinden durch das besondere Raumklima. Diese Vielfalt der Bezüge, die im Material Holz verborgen liegen fasziniert und inspiriert uns in unserer Arbeit. Im Bauen wollen wir diese sichtbar und erfahrbar machen. Das Grossartige dabei ist, dass unser Baustoff auch hinsichtlich der Zukunftsaufgabe des klimaschonenden Bauens zukunftsweisend ist. Wir haben in langjähriger Erfahrung das Material Holz in dieser Hinsicht in der Baupraxis erkundet. Lernen und entwickeln konnten wir unsere Standards in bisher 22 realisierten Holzbauten. In unseren Holzhäusern ist die Konstruktion meist sichtbar, die Oberflächen bleiben unverkleidet, die Häuser erklären sich in ihrer Tektonik selbst. Das ist gerade für die vielen Bildungsbauten die wir verwirklichen durften ein genuiner Beitrag zur architektonischen Bildung.
Papier ist aus Holz. Holz ist in Textilien (Viskose…). In Lebensmitteln findet sich Holz als Zusatzstoff E460. Der Füllstoff in Tabletten – auch aus Holz.
Und selbst im Beton dienen Lignine als Flussmittel. In energie- und wasseraufwändigen chemischen Prozessen wird die hierfür erforderliche Zellulose samt Nebenprodukten gewonnen.
Im alltäglichen Verbrauch (Papier, Karton, Kleidung etc. s.o.) verbrauchen private Haushalte ca. 22% der Holzrohstoffe. Die thermische Verwertung von Holz (Feuerungsanlagen) benötigt etwa weitere 28%. Insgesamt werden hier also 50% der Holzrohstoffe verbraucht.
Säge und Holzwerkstoffindustrie verarbeiten gut 40% des Holzes. Also weniger als die Hälfte des Holzverbrauches beansprucht der gesamte Bereich Bau, davon ist die Sparte Holzbau nur ein Teil.
Der Anteil der Baugenehmigungen für Gebäude in Holzbauweise lag beispielsweise Stand 2018 bei 17,8% im Verhältnis zu mineralisch errichteten Bauten. Auch diese haben ja einen nicht zu unterschätzenden Bedarf an Bauholz. (Quelle : Basisdaten Wald und Holz 2019)
Ein grosses Sparpotential beim Holzbau im engeren Sinn ist also nicht zu erwarten.
Im Unterschied zum Holzverbrauch aus Industrieholz (Zellulose, Viskose …) und thermisch verwertetem Holz, haben Gebäude in Holzbauweise den entscheidenden Vorteil CO2 zumindest mittelfristig zu speichern. Bei Wiederverwendung der Holzbauteile kann diese Speicherung auch langfristig werden.
Das alles sollte präsent sein, wenn man über Einsparpotentiale hinsichtlich des Holzverbrauches nachdenkt.
Im Holzbau ressourcenschonend mit dem Rohstoff Holz umzugehen ist dennoch das Gebot der Stunde. Das bedeutet aber nicht zwingend, weniger Holz zu verbauen, sondern den Einsatz von Holz zu optimieren und angemessen zu bewerten.
In die ökologische Bewertung von Holzbauten:
- muss die Standzeit/ CO2 Speicherzeit von Holzbauten einfliessen
- muss die Rückbaumöglichkeit berücksichtigt werden
- ebenso der Grad der Wiederverwertbarkeit des Materiales
- die thermische Verwertung der Bauteile sollte soweit möglich im Materialzyklus nach hinten verschoben werden
Alles aus Holz?
Auf den Holzbau bezogen ist diese Frage schon aus praktischen Gründen falsch gestellt. Kein Gebäude kommt mit nur einem Material aus.
Zukünftig mehr in Holz zu bauen ist sinnvoll, da diese Bauweisse entscheidende Vorteile zum mineralischen Bauen aufweist – nicht nur hinsichtlich des CO2 Verbrauches und der CO2 Speicherung sondern auch wegen der einfacheren Wiederverwendbarkeit der Bauteile.
Ressourcenschonde Holzbaukonzepte entwickeln bedeutet bei hirner & riehl architekten stadtplaner, aktuell an folgenden Themen zu arbeiten:
- geringer Materialeinsatz bei gleichbleibender Qualität
- vermehrte Verwendung von Laubhölzern im Holzbau
- Konzepte zur späteren Demontage der Gebäude
- Wiederverwendbarkeit der Bauteile als Ressourcenspeicher für zukünftige Bauten
- Einsatz monolithischer Holzbauteile um die vielschichtigen Bauteilaufbauten zu reduzieren